Vietnam: Sozialismus, Marktwirtschaft und wirtschaftlicheFreiheit – ein Land zwischen den Systemen?
August 14
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18:00
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21:30
Referent: Prof. Dr. Andreas Stoffers
Prof. Dr. Andreas Stoffers kennt Südostasien nicht nur aus Büchern. Nach 18 Jahren bei der Deutschen Bank, unter anderem als Geschäftsleitungsmitglied in Vietnam, wechselte er in die Wissenschaft.
Heute lehrt er an der German-Sino-School der FOM Hochschule in Essen und Taiyuan/China. Von 2019 bis 2024 leitete er das Vietnam-Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung. Als Autor und Herausgeber mehrerer Bücher zu Thailand und Vietnam verbindet er wirtschaftliche Praxis mit fundierter Analyse der Region. Als bekennender liberaler Denker und Freigeist setzt er sich für marktwirtschaftliche Reformen und individuelle Freiheit ein.
Vortrag:
Prof. Dr. Andreas Stoffers
Vietnam: Sozialismus, Marktwirtschaft und wirtschaftliche Freiheit – ein Land zwischen den Systemen?
Vietnamkrieg, Sozialismus, Planwirtschaft, Armut, schöne Strände… – für viele sind das die ersten Assoziationen mit Vietnam.
Oft kennt man das Land nur aus US-amerikanischen Kriegsfilmen wie Rambo oder als aufstrebende touristische Destination. Manche erinnern sich an die „Boat People“, die vor Jahrzehnten nach Deutschland kamen – oder kennen heute junge Vietnamesinnen und Vietnamesen, die als Pflegekräfte hier arbeiten.
Doch nur wenige wissen, dass Vietnam in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen hat. Seit den marktwirtschaftlichen Reformen im Jahr 1986 („Đổi Mới“) und der Normalisierung der Beziehungen zu den USA hat sich das Maß an wirtschaftlicher Freiheit im Land deutlich erhöht. Vietnam ist heute in ein Netzwerk von Freihandelsabkommen eingebunden, lebt Marktwirtschaft und verzeichnet seit Jahren ein robustes Wirtschaftswachstum.
Anfang der 1980er-Jahre noch eines der ärmsten Länder der Welt – ärmer als Somalia oder Sierra Leone – ist Vietnam heute ein wirtschaftlicher Aufsteiger mit ambitionierten Zielen: Bis 2045 will das Land den Status eines Industriestaates erreichen – und die Voraussetzungen dafür sind bestens. Mit einer Staatsverschuldung und Staatsquote deutlich unter der Deutschlands sowie einer gesellschaftlich positiv konnotierten Haltung zur Marktwirtschaft ist Vietnam auf einem bemerkenswerten Weg. Aktuell sorgen zudem weitere Reformen für eine Verschlankung der Verwaltung und mehr Effizienz, ein Schritt, den man in Deutschland derzeit nicht gehen möchte. Formal zwar eine sozialistische Volksrepublik, entzieht sich Vietnam einfachen Zuordnungen.
Es ist ein Land, das in keine ideologische Schublade passt – und gerade deshalb aus liberaler Perspektive von höchstem Interesse ist.